Ein Reisebericht, der wenig mit Biebertal zu tun hat: Duisburg

Auf dem Bahnhofsvorplatz (DU für Duisburg)

Wir fuhren für einige Tage wegen eines Autos nach Duisburg und übernachteten im Intercity-Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofes. Duisburg gehörte bisher nicht zu den Orten, die wir für einen Städte-Trip aussuchen würden. Aber wir haben uns geirrt.
Mit Biebertal hat Duisburg erstmal nichts zu tun. Gehören Sie allerdings zu den Menschen, die viel im Internet und auch Produkte aus Asien bestellen, dann führt an Duisburg meist kein Weg vorbei. Die Stadt hat den größten Binnenhafen Europas. Hier landen viele Containerschiffe. Aber auch Züge haben Endstation von China aus. Die Stadt ist westlicher Zielpunkt der 12000 km langen Neuen Seidenstraße. Laut Statista gab es 2020 einen Warenumschlag von 42 Millionen Tonnen, 2016 waren es sogar über 55 Millionen Tonnen. Schon Ende Juni waren wir in Duisburg und ließen uns auf einer zweistündigen Hafenrundfahrt kurzweilig informieren. Das Boot (nur in Hamburg heißt es Barkasse) startete an der „Schifferbörse“ in Ruhrort, einem repräsentativen Gebäude, in dem seit 1901 der Warenhandel unter Dach stattfinden konnte.

Alte Postkarte (Repro C.H. Jacke)

Mittlerweile residiert dort unter anderem die IG BCE*1). Gegenüber befindet sich das Haniel-Museum*2). Nebenan beginnen die Schimanski-Führungen (Tatort 1981-1991/1997) in der Horst-Schimanski-Gasse. http://horstschimanski.info/schimanskigasse.html. Schon auf der Fahrt raus aus Duisburg waren wir erstaunt, wie grün die Stadt ist. Es gibt viele kleine Parks und Baum bestandene Straßen.

Beim zweiten Besuch vor einigen Tagen war das erste Ziel der Landschaftspark https://www.landschaftspark.de/. Vom Bahnhof kann man mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Landschaftspark Nord fahren (Linie 903 Richtung Dinslaken) und beginnt die Wanderung oder Radtour am Lernbauernhof.

Wir hätten uns ein paar mehr Hinweisschilder zu den einzelnen Attraktionen mit voraussichtlicher Gehzeit gewünscht. Aber ansonsten war es sehr schön. Es gibt viele Obstbäume, Wildblumen, kleine Kanäle, alte Gleisanlagen und dann natürlich die stillgelegten Industriegebäude, wie in den Fotos zu sehen. Die Riesen aus der einzigen Schwerindustrie beindrucken durch die verschiedensten Rohre, Verschraubungen, die Rätsel „wie hat das mal funktioniert?“ „ Wie sind die Ingenieure auf diese Ideen gekommen?“  Kein glänzender Edelstahl, sondern wunderschöne Rostschattierungen, teilweise durchwachsen mit Rankpflanzen. Toll ist die Nutzung: In der alten Gaswaschanlage befindet sich ein Klettergarten, im Gasometer sogar eine Tauchstation für das Tauch-Training. Duisburg war Zentrum der Schwerindustrie und die noch vorhandenen Hochöfen sind einmalig und sehr beeindruckend.

Ende der Robbenfütterung

Der zweite Tag gehörte dem Duisburger Zoo, der durch etliche Nachzuchten weltweit berühmt wurde. (Linie 901 Richtung Mühlheim).  Am bekanntesten sind die Koalas. Das Baby schlief im Außengehege, hätte aber auch ein Stück graues Fell sein können. Die Tasmanischen Beutelteufel sind nachtaktiv genau wie die madagassischen Fossas (Schleichkatzen). Es gibt Zwergotter aus Indonesien und auch Seehunde,-löwen, die es uns wie immer sehr angetan hatten. Kleiner Wermutstropfen: Im hinteren Teil des Zoos stört die laute Autobahn.

Photovoltaik-Bank
Smart City: Bank-Erklärung
Indonesische Zwergotter


An Tag drei liefen wir die Königstraße und ihre Seitenstraßen entlang bis zur Altstadt, die am Innenhafen endet. Dort befindet sich auch das Stadtmuseum mit der Mercator-Abteilung. Gerhard Mercator lebte und starb (1594) in Duisburg. Mit seiner großen Weltkarte von 1569 erlangte er Weltruhm. Er  entwickelte er eine bis heute wegen ihrer Winkeltreue für die Seefahrt (und Luftfahrt) wichtige Projektion, die als „Mercator-Projektion“ bekannt wurde. Ebenfalls am Binnenhafen liegt das Explorado-Kindermuseum. Der Weg dorthin führt an einer dicken Stadtmauer entlang – der einzigen so gut erhaltenen im Ruhrgebiet –  die man ganz vergessen hatte. Erst durch den Brand eines Lagerhauses wurde sie wieder entdeckt.

Im Binnenhafen mit modernisiertem Speicher
und kleiner Marina; erster Rundbau:WDR-Landesstudio
Galerie bis zum König-Heinrich-Platz, Fontänen
Von Glasgalerien beschützt in der Königstraße


In der Königstraße gibt es einige schöne Geschäfte, Karstadt, ungeheuer viele Restaurants, Cafés, ein großes Café mit Selbstbedienung, wo man sich aber auch ohne etwas zu trinken auf den im Freien stehenden Sofas ausruhen kann. Hier und am Bahnhofsvorplatz erfreuten uns – und die Kinder –  lange Streifen mit kurzen Fontänen. Am Bahnhof gibt es in der ganzen Länge ein Holzdeck und eingebaute Stühle, die abends gut benutzt wurden. Ein Jugendlicher übte zu schöner Musik mit dem Diabolo. Weniger schön: Der Streifen war am Abend ziemlich vermüllt.  Ohne Mitbürger mit Migrationshintergrund gäbe es kaum noch Gastronomie in der Stadt. Im „Paprica“ (gibt es auch in Gießen), wo wir allabendlich lecker aßen, gefiel uns das sehr aufmerksame, auf den Gast orientierte Personal. Über mehrere hundert Meter ist der Bürgersteig vor den Geschäften und Lokalen sehr breit überdacht – wie uns überhaupt die großzügige Weite von Straßen und Plätzen gefielen. Straßenmusik ist erlaubt und erzeugte gute Laune. Einrichtungen für Familienberatung liegen ebenfalls in der Königstraße. Auffällig war aber auch die Anzahl der obdachlosen Bettler. Oder ist es in anderen Städten ebenso?

Kosten: Für das Business Plus Zimmer zahlten wir zu zweit pro Nacht 57.85€. Vom Preis abziehen muss man die Fahrausweise für den Duisburger Verkehrsverbund, die es nur in diesem Hotel gibt und die wir weidlich genutzt haben. Die Wartezeiten sind tagsüber kurz (nicht am Wochenende). Es gibt etliche Bäckereien, in denen man gut frühstücken kann. Fürs Abendessen gaben wir etwa 30€ aus, für zwei Essen inklusive Getränke. Der Eintritt in den Zoo kostet 17,50 (im Deutschland-Vergleich günstig); für die Schifffahrt zahlt ein Erwachsener 15,€, für insgesamt 3 Kinder kommen maximal 6€ hinzu. Während unseres Aufenthaltes lasen wir folgende Schlagzeile: „Duisburg auf Platz 1 im Städtereise-check 2021“. Es war kein Fake. Wir haben es erlebt. 2021/08/18/duisburg-auf-platz-1-im-staedtereise-check-2021/

*1) IG BCE = Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie
*2) Haniel-Museum: Haniel_Museum

Film und Fotos: Eveline Renell, Winfried Senger


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